Review< Zurück 16.04.2009

„Kleine Fische“ in einem großen System

Von Christa Binder

Wie lebt und überlebt man als kleiner Fisch in einem großen System? - Man versucht sich zu emanzipieren!

Im Falle von Martin (Michael Steinocher) bedeutet das den Ausbruch aus einem streng vorgegeben familiären Gefüge, die Reformierung des kleinen Familienunternehmens in Zeiten des neokapitalistischen Strukturwandels und schließlich den Kampf um die große Liebe.
Der Nesthocker Martin sieht nach dem Tod des Vaters endlich seine Chance, das marode Fischgeschäft im Familienbesitz auf Vordermann zu bringen und zu einem modernen, ökologisch bedachten Unternehmen zu machen. Nicht nur, um damit dem gegenüberliegenden Diskonter Paroli zu bieten, sondern auch, um der politisch engagierten Studentin Karin (Sabrina Reiter) zu imponieren.

Doch plötzlich taucht sein angeblich so erfolgreicher Bruder Kurt (Volker Schmidt) wieder auf, der - als rebellischer Karrierist - zunächst kein Interesse am familiären Betrieb zeigt, umso mehr jedoch an Karin.
Die Enttäuschungen und das Misstrauen, das sich die beiden ungleichen Brüder anfangs entgegenbringen, wandelt sich schließlich und sie bemerken, dass sie voneinander profitieren können, wenn sie nur gemeinsam versuchen, aus der Misere zu gelangen.
Sie müssen jedoch erkennen, dass sich jeder zuerst von seinen Altlasten befreien muss, um einen Neuanfang starten zu können.

Kleine Fische, das Langfilmdebüt des Bozener Regisseurs Marco Antoniazzi und Eröffnungsfilm der Diagonale 2009, läuft seit 20. März in den Kinos und überzeugt durch seine Protagonisten, allen voran Martin, verspielt trotzig und charmant dargestellt von Michael Steinocher. Die Tragikomödie mit autobiografischen Ursprüngen thematisiert auf ironisch geistreiche Weise die tapsigen Befreiungsversuche Einzelner in einer Gesellschaft, in der Chancen ungleich verteilt sind. Die bescheidenen Milieubilder unterstreichen die einfach gestrickten Existenzen und zeigen eine Situation, mit der man sich als Zuschauer im Zeitalter zunehmender Globalisierung und Wirtschaftskrisen identifizieren kann.

Der Film liefert Denkanstöße, vermeidet aber vorgefertigte Weltverbesserungsideen und lässt dem Zuseher Freiraum für seine Gedanken und Empfindungen. So bietet das Ende auch keine Erlösung a là Hollywood, sondern zeigt, dass Scheitern nicht ausschließlich eine Niederlage sein muss.

Kleine Fische erfüllt die an ihn gerichteten Erwartungen, bricht aus diesen jedoch auch kaum aus und wirkt daher aufgrund fehlender Skurrilität meist vorhersehbar.

Meine Wertung:
3 Kinomos
 

Fazit

Meine Wertung:

 

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